Mit nur drei Tagen „Diät“ Blutzuckerspiegel verbessern, Insulinempfindlichkeit erhöhen und Cholesterinspiegel senken? So funktioniert die sogenannte Haferkur.
Die Haferkur erfreut sich immer größerer Beliebtheit – und das aus gutem Grund: Diese einfache und natürliche Kurzdiät hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern verbessert den Stoffwechsel, die Blutzuckerregulierung und die Insulinempfindlichkeit. Vor allem Menschen mit Typ-2-Diabetes, Insulinresistenz und Übergewicht profitieren davon.
Artikelinhalte:
Was ist die Haferkur?
Die Haferkur ist eine schon seit über 100 Jahren bekannte „Kur“ zur Verbesserung der Insulinresistenz, Behandlung der nichtalkoholischen Fettleber oder einfach nur zum Abnehmen. Erfunden hat sie der deutsche Arzt Carl von Noorden, und zwar bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Noch bis in die 1970er-Jahre war Hafer oftmals Teil der Behandlung von Diabetes. Warum das immer wieder in Vergessenheit gerät? Who knows.
Hafertage basieren auf dem Verzehr von Haferflocken. Diese sind zwar reich an Kohlenhydraten, aber auch an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Die in Hafer reichlich enthaltene Kieselsäure kann zudem möglicherweise die Barrierefunktion der Darmschleimhaut unterstützen.
Der Super-Inhaltsstoff von Haferflocken sind aber Beta-Glucane. Diese wasserlöslichen Ballaststoffe saugen sich mit Wasser voll und bilden im Verdauungstrakt ein zähflüssiges Gel, das sich auf die Darmschleimhaut legt und diese nährt und schützt. Als Folge werden die Nahrungsbestandteile im Dünndarm langsamer abgebaut, was sich wiederum positiv auf Blutzucker- und Cholesterinspiegel auswirkt. Außerdem bleibst du dadurch länger satt – mit ein Grund, warum die Haferkur zumindest kurzzeitig (sie ist geschmacklich doch recht öde, da darf man sich nichts vormachen) so gut funktioniert.
Haferkur-Anleitung
Während der Haferkur isst du an drei Tagen dreimal täglich eine ordentliche Portion in Wasser oder fettfreier Brühe gekochter Haferflocken. Pro Mahlzeit sind es 75 Gramm Haferflocken (Trockengewicht), am Tag also 225 Gramm. Zwischen den Mahlzeiten sollen vier Stunden Pause liegen, in denen du nichts isst. Tee oder Kaffee ohne Zucker und ohne Milch/Sahne sind erlaubt, ansonsten trinke bitte nur Wasser.
Wenn du magst, hängst du noch einen vierten Tag dran. Spätestens danach solltest du aber wieder zu (natürlich gesunder :-)) normaler Kost übergehen.
Da es keine festgeschriebene Anleitung für die Haferkur gibt, variieren die Empfehlungen, was sonst noch erlaubt ist. In der moderaten Version, die ich selbst auch bevorzuge, darf man pro Hafermahlzeit 50 bis 60 Gramm verschiedener Gemüse- und Obstsorten zu sich nehmen. Allerdings nur zu den Mahlzeiten und keinesfalls als Zwischenmahlzeit.
Vorsicht bei Medikamenteneinnahme
Du kannst mit der Haferkur jederzeit starten und musst deinen Körper nicht durch Entlastungstage o. Ä. vorbereiten. Bedenke, dass es während der Hafertage zu einem starken Abfall des Blutzuckerspiegels kommen kann.
Wenn du Medikamente nimmst und/oder eine Erkrankung hast, solltest du deshalb unbedingt vorher mit deinem Arzt oder deiner Ärztin sprechen. Bei insulinpflichtigem Diabetes muss die Dosis eventuell angepasst werden. Um wie viel, entscheidet deine Ärztin oder dein Arzt. Bitte hier keinesfalls eigenständig Änderungen durchführen.
Dauer der Hafertage: von 1 bis 4 Tage ist alles möglich
Die klassische Haferkur geht über drei Tage. Wenn du möchtest und dich fit fühlst, kannst du auch auf vier Tage verlängern. Aber auch schon ein Hafertag wirkt entlastend. Viele Menschen führen alle paar Monate eine Haferkur durch und legen zwischendurch, z.B. einmal im Monat, einen oder zwei Hafertage ein.
Grundrezept Haferkur
Zutaten:
- 75 Gramm (in trockenem Zustand gewogenen) Hafer, zart oder kernig – das ist egal
- 300 bis 500 ml Wasser oder fettfreie Brühe, je nachdem, welche Konsistenz du bei deinem Haferbrei magst
Zubereitung:
Du verrührst den Hafer mit Wasser oder Brühe, kochst die Mischung kurz auf und lässt sie dann fünf bis zehn Minuten quellen. Um die wertvollen Inhaltsstoffe des Hafers zu erhalten, empfiehlt es sich, ihn nicht zu lange zu kochen.
Was darfst du außer Hafer noch essen und trinken?
Trinken darfst du, soviel du magst. Aber am besten nur Wasser, ungesüßten Tee oder schwarzen Kaffee, keine Fruchtsäure oder Schorlen.
Deinem Haferbrei darfst du mit Salz, Gemüsebrühe, Kräutern und Gewürzen Geschmack geben. Verzichten solltest du allerdings auf Zucker oder andere Süßungsmittel. Auch Honig oder Zuckerersatz wie Stevia oder Xylit eignet sich nicht. Auch auf Milch oder Fett verzichtest du während deiner Haferkur, um den Erfolg nicht zu gefährden.
75 Gramm Hafer pro Portion sind tatsächlich ganz schön viel. Wenn du Probleme hast, die ganze Menge zu essen, kannst du die insgesamt 225 Gramm Hafer pro Tag auch auf vier Portionen aufteilen. Versuche nach Möglichkeit, zwischen den Mahlzeiten drei, besser vier, Stunden Abstand zu lassen. Wichtig bleibt weiterhin, zwischen den Mahlzeiten nicht zu snacken.
Obst und Gemüse während der Hafertage
Je nachdem, wie streng du die Haferkur durchführen möchtest, darfst du zu jeder Mahlzeit – aber bitte nur zu den Mahlzeiten und nicht zwischendurch als Snack – kleine Portionen Obst oder Gemüse essen.
Auch möglich ist eine Kombination von streng und moderat: Starte mit einem strengen Tag, also Haferbrei pur, und freue dich dann auf zwei Tage, bei denen zusätzlich kleine Mengen Obst und Gemüse auf dem Tisch stehen.
Bevorzuge Obst und Gemüse mit einem niedrigen Kohlenhydratanteil. Beeren sind wohl der Klassiker. Beim Gemüse greife ich gern zu Lauch und etwas Salz, aber das ist natürlich Geschmackssache.

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Gesunde Haferkur: Mehr als Abnehmen
100 Gramm Haferflocken enthalten durchschnittlich 360 Kilokalorien (kcal). Bei 225 Gramm täglich sind das um die 800 Kalorien. Je nachdem, welches Obst und Gemüse du zusätzlich isst, kannst du mit einer Energiezufuhr von ungefähr 1.000 bis 1.200 Kalorien täglich rechnen. Kein Wunder, dass die Haferkur zum Abnehmen so beliebt ist.
Blutzuckerspiegel und Cholesterinwerte senken
Aber es gibt noch weitere Argumente pro Hafertage: Studien zeigen nämlich, dass sie sich sehr positiv auf den Zuckerstoffwechsel auswirkt. Sogar der Insulinbedarf bei Menschen mit Diabetes kann sich stark verringern. So zeigte eine Anwendungsbeobachtung, dass sich der Insulinbedarf bei Diabetikerin bereits nach zwei Hafertagen um 47 Prozent reduzierte. Dieser Effekt hielt immerhin vier Wochen ein. Fachleuchte empfehlen tatsächlich, nach einer ersten, initialen Haferkur, einmal monatlich ein bis zwei Hafertage einzulegen, um die positiven Effekte aufrechtzuerhalten.
Zu hohe Blutfettwerte lassen sich durch die Haferkur ebenfalls regulieren, weshalb sie häufig auch zur Behandlung der nichtalkoholischen Fettleber empfohlen wird. Die Vorteile der Haferkur für den Blutzuckerspiegel und auf die Cholesterinwerte lassen sich mehrere Wochen nachweisen.
Wenn du dich ins Thema noch intensiver einlesen magst, empfehle ich dir das Buch „Die Haferkur für einen gesunden Stoffwechsel“ von Winfried Keuthage (Werbung).
Quellen:
- Keuthage, Winfried: Die Haferkur für einen gesunden Stoffwechsel. Trias, Stuttgart 2021
- Klammer C, Schindler K, Bugl R, Plazek D, Vötter M, Kirchner T, Martino C, Klammer-Martin J, Brix J, Dämon S, Hoppichler F, Kautzky-Willer A, Kruschitz R, Toplak H, Clodi M, Ludvik B. Ernährungsempfehlungen für Menschen mit Diabetes (Update 2023) [Nutrition for diabetic patients (Update 2023)]. Wien Klin Wochenschr. 2023 Jan;135(Suppl 1):62-77. German. doi: 10.1007/s00508-023-02170-y. Epub 2023 Apr 20. PMID: 37101026; PMCID: PMC10133079
- Online-Informationen der diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe e.V.: https://www.diabetesde.org/ (zuletzt abgerufen am 24. Februar 2025)
- Zerm R, Kröz M. Hafertage bei Insulinresistenz. zkm 2013; 3: 18–22